Sparsames Heizen von Kirchengebäuden
Interview mit Norbert Batzdorfer, Umweltteam der Pfarrei St. Michael
St. Michael Wolfsburg war die erste katholische Pfarrei im Bistum Hildesheim, die sich im Jahr 2015 mit dem Kirchlichen Umweltmanagementsystem „Der Grüne Hahn“ zertifizieren ließ. Seit vielen Jahren arbeitet in der Pfarrei ein Umweltteam daran, systematisch und kontinuierlich den christlichen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung umzusetzen. Dabei sind der Energieverbrauch, nachhaltiger Einkauf und die Themen Biodiversität und Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit besonders im Blick.
Am 24. Januar 2020 ist St. Michael als erste Institution im Bistum von der kirchlichen Umweltrevisorin auditiert und damit revalidiert worden. Zum zweiten Klimafasten-Wochenthema „Eine Woche Zeit für sparsames Heizen“ hat Antonia Przybilski ein Interview mit Norbert Batzdorfer, dem Sprecher des Umwelt-Teams in St. Michael, geführt.
Im Zusammenhang mit dem Grünen Hahn beschäftigt Ihr Euch in St. Michael kontinuierlich mit dem Thema Heizung. Welche Maßnahmen habt Ihr in den letzten Jahren beim Thema Heizen ergriffen?
Zunächst mussten wir bestimmte Voraussetzungen in den Blick nehmen: Es gibt unterschiedliche Befindlichkeiten beim Thema Heizen. Manche Menschen müssen es immer warm haben, sie sind es so gewohnt, andere sind nicht so. Wir mussten erstmal ein Gefühl dafür entwickeln, dass es berechtigte und unberechtigte Sorge gibt, ob es zu kalt bzw. zu warm ist. Als wir das herausgefunden hatten, konnten wir beginnen, konkrete Maßnahmen anzugehen.
Zunächst haben wir einen hydraulischer Abgleich der gesamten Anlage durchgeführt, um die Wärmeverteilung im Heizkreislauf zu optimieren. Wir haben aber gemerkt, das dies nicht die Lösung ist. Seitdem steht die Heizanlage unter ständiger Beobachtung. Wir schreiben jeden Monat die Verbrauchszahlen auf. Mit dieser Maßnahme konnten wir vor einigen Jahren z.B. beobachten, dass auch im Sommer die Anlage lief und heizte, weil ein Regler nicht schloss. Diesen Defekt hätten wir ohne die regelmäßige Dokumentation nicht so schnell entdeckt.
Eine wichtige Maßnahme ist also, sich regelmäßig mit dem Thema zu beschäftigen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Technik professionell gewartet und betreut wird. Deswegen wurde ein Wartungsvertrag mit einer Wolfsburger Fachfirma abgeschlossen. Dabei arbeitet das Umweltteam mit dem Kirchenvorstand zusammen. Durch den Grünen Hahn ist das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ in der Gemeinde anders präsent und die Notwendigkeit der Maßnahmen wird dort auch gesehen und mitgetragen.
Habt Ihr auch etwas an der Heizanlage verändert oder modernisiert?
Aktuell noch nicht, es wird aber passieren. Die Heizkörper, die im Moment in Nischen eingebaut sind und dadurch viel Verluste haben, sollen hervorgeholt werden und in einer Linie zur Wand installiert werden. Auch die Fenster wollen wir prüfen.
Es handelt sich bei St. Michael um ein Kirchengebäude und das Gemeindehaus, da gibt es ja auch viele Zeiten des Leerstands. Welche Besonderheiten ergeben sich daraus für das Thema Heizen im Unterschied zu Wohngebäuden?
Gewünscht hätten wir uns ein funkgesteuertes Thermostatventil, das auch zentral oder von außerhalb gesteuert werden kann. Das haben wir leider nicht. So hängt es von anwesenden Personen ab, wie und für welchen Zeitraum im Vorfeld von Veranstaltungen geheizt wird. Dies bedingt, dass es einige Zeiträume gibt, in denen umsonst geheizt wird.
Gerade sind wir dabei zu messen, was passiert, wenn wir wenig heizen und für Belegungen hochheizen, bzw. wenn wir eine Grundtemperatur beibehalten. Bei einer konstanten Grundtemperatur müsste dauerhaft die Temperatur etwas höher sein, als wenn wenig geheizt wird. Die Frage ist, ob sich dabei der Energieverbrauch unterscheidet und was effizienter ist. Allerdings ist die Nutzung in Corona-Zeiten sehr gering, deswegen ist es im Moment schwierig dies zu beurteilen.
Gibt es noch weitere Maßnahmen, die ihr für sparsameres Heizen ergriffen habt?
Wir haben auch versucht mit Hinweisschildern an den Türen auf Verhaltensmaßnahmen hinzuweisen. Dabei geht es darum, die Heizungen beim Verlassen des Raums herunterzuregeln oder die Türen geschlossen zu halten. Wir bitten die Gottesdienstbesucher auch, die Kirche durch das Hauptportal zu betreten, da dort eine Zwischentür ist, und nicht durch den Nebeneingang.
Wie ist es denn mit dem Kirchenraum, heizt Ihr dort richtig, oder habt ihr auch diskutiert, den Kirchenraum gar nicht zu heizen?
Die Kirche wird beheizt. Wegen Corona halten wir uns momentan an die Anweisung des Bistums, bis zur Grundtemperatur zu heizen und eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn die Heizung auszuschalten, um Luftströmungen zu unterbinden.
Generell haben wir aber nicht überlegt, die Heizung in der Kirche ganz auszulassen. Der Grüne Hahn, das sollen nicht die „bösen Buben“ sein. Wir wollen schon anregen, über klimagerechtes Verhalten nachzudenken, aber wir wissen auch, dass es in der Gemeinde verschiedene Interessen gibt, und wir möchten, dass für alle der Wohlfühlfaktor erhalten bleibt. Es ist wichtig, da einen guten Mittelweg zu finden.
Welche Erfahrungen hast Du gemacht, die Du auch Privatleuten empfehlen kannst?
Ich glaube, jeder muss sich hinterfragen: Wie kleide ich mich? Viele sind gewohnt, dass es in ihrem Zuhause kuschlig warm sein muss, dabei ist es sehr einfach die Raumtemperatur um ein zwei Grad zu senken und so viel Energie zu sparen.
Bei der Revalidierung des Grünen Hahns habt Ihr für 2020 bis 2023 viele weitere Maßnahmen beschlossen. Wie ist es im Moment um deren Umsetzung bestellt?
Corona blockt unheimlich. Wir haben Maßnahmen beschlossen, die wir nun erstmal nicht umsetzen können, beispielsweise die Umgestaltung des Pfarrgartens, den Umbau des Saals oder Maßnahmen im Keller. Es ist teilweise schwierig, Handwerksfirmen zu bekommen, und durch die Kontaktbeschränkungen sind viele Aktivitäten stark eingeschränkt. Trotzdem gehen wir weiter viele kleinen Schritte, um für die Bewahrung der Schöpfung in St. Michael auf einem guten Weg zu bleiben.
(Interview: Antonia Przybilski, März 2021)