Wandel gestalten in Gemeinden
Wandel gestalten in Gemeinden …
Im Interview erzählt Norbert Batzdorfer über den ökologischen Wandel und das Umweltmanagement in der Pfarrei St. Michael Vorsfelde
Lieber Norbert, Ihr habt ja hier in St. Michael in Sachen Ökologie viel verändert. Seit 2014 seid Ihr mit dem Grünen Hahn, einem Nachhaltigkeitsmanagement-Zertifikat, zertifiziert.
War die Veränderung schwierig und was waren die markanten Veränderungsschritte? Wie seid Ihr auf den Weg gekommen?
Das ganze begann ja 2013, wo wir den Kreis langsam gesammelt haben und es war auch sehr viel Euphorie dabei, denn es kamen Leute aus verschiedenen Bereichen zusammen, die vorher gar nicht so viel miteinander zusammengearbeitet hatten. Als wir dann 2014 mit dem Grünen Hahn zertifiziert wurden, hatten wir uns gar nicht so große Projekte und Maßnahmen ausgedacht – die Solaranlage fehlt immer noch. Sondern wir haben eher kleine Schritte überlegt, um die Gemeinde mitzunehmen und nicht zu überfordern. Weil das sind so die Schwierigkeiten, da kommen irgendwelche „Ökos“ in den gewohnten Trott und wollen alles verändern. Wir haben dann so ein Leitmotiv entwickelt: „Wir wollen Wohlfühlen verbessern.“ Also nicht, dass alles kalt wird, was viele denken, sondern dass das Wohlfühlen besser wird, indem wir auf bestimmte Dinge achten. Das waren dann so kleine Schritte wie die Nutzung des Hauptportals, weil dort eine Pendeltür ist und die Kälte nicht so schnell raus kann.
Inzwischen haben wir teilweise unser Pfarrheim saniert, die Heizung angepasst, die Außenanlagen werden im Moment umgestaltet. Da werden einheimische Pflanzen verwendet. Wir haben auch im Bereich Beschaffung ein kleines Rüstzeug entwickelt, an dem sich Ehrenamtliche orientieren können.
Ihr konntet ja viele Leute bei diesen Themen und Veränderungen mitnehmen!
Ja, beim „Runden Tisch“ unserer Pfarrei haben wir immer alle Verantwortlichen der verschiedenen Gruppen informiert und ihnen die neuesten Schritte vermittelt. Soweit es ihnen möglich war, wurden wir von allen unterstützt. Kommunikation und Vernetzung sind ein wesentlicher Bestandteil von Veränderung. Wenn man als Umweltgruppe ganz autark und am Rande der Gemeinde stehen würde, wäre es ungleich schwerer.
Wie motiviert Ihr Euch immer weiter, auch in die Zukunft hinein Dinge zu verändern?
Es ist schon eine Herausforderung, einfach coronabedingt. Was immer motiviert ist, gemeinsame Aktionen zu haben, z.B. bei der Umgestaltung des Pfarrgartens. Da waren wir in die Planung und das Konzept involviert, und jetzt geht es ans Pflanzen. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft ist groß und man kann, z.B. bei so einer Pflanzaktion, die Veränderungen ja wirklich sehen!
Du bist hier in St. Michael ein echter Motor für die Schöpfungsthemen – wie bist Du so geworden?
Das liegt natürlich schon eine ganze Weile zurück: In meiner Jugendzeit in den 80ger Jahren war ich hier in der Gemeinde Jugendleiter, und die Friedensbewegung und die Anti-Atomkraft-Initiativen waren sehr stark. Das hat auch uns bewegt und wir haben uns als Jugendgruppe für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt und versucht, das aus dem Glaubensbezug heraus zu sehen.
Auch für die Bolivienkommission des Bistums bist Du schon lange ehrenamtlich aktiv, wie kam es dazu?
Zu Bolivien bin ich gekommen, weil ein damaliger Pfarrer eine Patenschaft initiieren wollte, also eher ein Spendensammeln für Bolivien. Aber als Pfarrgemeinderatsmitglied hatte ich dann aus Hildesheim gehört, dass es um eine Partnerschaft geht. Da habe ich gedacht, wir machen was falsch, und habe mich dann bei der Bolivien-Partnerschaft engagiert.
Hätte die Gemeinde nicht so einen Bolivien-Bezug, dann hätte sie sich nicht so geöffnet, gerade in Richtung Bewahrung der Schöpfung und das Über-den-Kirchturm-Hinaus-Denken. Das hätte sich ohne die Partnerschaft sicherlich nicht so gut entwickelt.
In St. Michael betreibt Ihr als Team ja auch einen Eine-Welt-Laden. Wie geht das jetzt weiter?
So ein Projekt braucht ja Unterstützer. Das ist momentan nicht so leicht. Alles hat seine Zeit, und hoffentlich erweitert sich das Team. Ich hoffe, dass wir für die Initiative neue Engagierte finden, die mitmachen möchten. Ich denke, dass sich da etwas verändern wird. Das alte wieder zu reaktivieren wird schwierig. Aber wir werden sicher gute Wege finden.
Lieber Norbert, vielen Dank für das schöne, motivierende und hoffnungsvolle Gespräch!
(Interview: Antonia Przybilski / März 2022)
Agenda 2030
Im September 2015 wurde die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einstimmig verabschiedet. Mit der Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt.
Laudato si
Ebenfalls 2015 veröffentlichte Papst Franziskus die Umwelt- und Sozial-Enzyklika "Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus". In diesem Schreiben stellt der Papst klar, dass Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sich gegenseitig bedingen, und er ruft zu einer umfassenden Umkehr auf, um die Erde zu schützen und zu bewahren.